Dusty Hill verstorben
Der Bassist von ZZ Top ist tot. Er verstarb am 27. Juli im Alter von 72 Jahren auf seiner Ranch in Houston, Texas, im Schlaf, wie seine Bandkollegen Billy Gibbons und Frank Beard mitteilten. Beide traten kürzlich erstmals ohne Hill auf.
Eines der letzten Livekonzerte von ZZ Top in Deutschland fand im Rahmen der 2019er-Tournee im schwäbischen Bietigheim-Bissingen statt. Dort spielten die Bluesrock-Zottelbärte nach Hamburg und vor Nürnberg unter dem Viadukt ihr bewährtes Programm: „Got Me Under Pressure“, „Gimme All Your Lovin’“, „Sharp Dressed Man“. Als Zugaben boten sie „La Grange“ sowie „Jailhouse Rock“. Vor allem ihr Hit „La Grange“ polterte immer noch so ungehobelt los wie 1973, als ihn die Band das erste Mal aufnahm. Nach 80 Minuten war Schluss – länger spielte das Trio selten.
Auf der Bühne war der Bassist und zweite Sänger Dusty Hill ein ruhender Pol. „Du wirst uns sehr fehlen“, teilten seine beiden trauernden Bandkollegen mit, eine Todesursache wurde nicht genannt. Dusty Hill war durch und durch Bassist, ganz anders als Gibbons, der sein Spiel mit kleinen Gimmicks und humorvollen Einlagen würzt. Hill war ein puristischer Bluesmusiker, der am liebsten sein Instrument in der Hand hielt und bevorzugt tiefe Töne für sich sprechen ließ.
Er nahm auch nicht, wie viele seiner Kollegen, einen Umweg über die Gitarre, sondern griff als 13-Jähriger gleich zur Viersaitigen. Am Anfang spielte er in der Band seines Bruders, nach einigen Umbesetzungen und Umbenennungen wurde er Mitglied in der Formation American Blues, wo er seinen späteren Kollegen Frank Beard kennenlernte. Mit Billy Gibbons wurde 1969 schließlich ZZ Top gegründet.
Die „Little Ol’ Band From Texas“ eroberte sehr schnell die Blueswelt. Der kommerzielle Durchbruch gelang 1973 mit „Tres Hombres“, das dritte Studioalbum avancierte zum Klassiker. Die Band zeigte sich offen für alles und frischte ihren Bluesrock mit Synthesizern, Drumcomputern und Sequenzern auf. Als das kraftvolle Album „Eliminator“ 1983 erschien, gingen die Bluesfans auf die Barrikaden, gleichzeitig stiegen ZZ Top zur Kultband auf. Dusty Hill hatte an diesen Wendungen großen Anteil. Seine musikalische Präsenz ist auf allen Alben unüberhörbar, gelobt wurde seine Gutmütigkeit und Standfestigkeit. Die war in der jüngsten Vergangenheit etwas eingeschränkt. Berichtet wurde von Auftritten ohne Hill, der sich einer Hüftbehandlung unterziehen musste.
Mit seinem Tod gehen über 50 Jahre ZZ-Top-Geschichte zu Ende. Undenkbar, dass ihn jemand ersetzt, dass jemand den gleichen Spürsinn hat, Blues, Boogie und Rock’n’Roll so souverän zu vermengen.
- Jörg Palitzsch