Gegen Wut und Uneinigkeit im Blues
Gemeinsame Single von Shemekia Copeland und Kenny Wayne Shepherd
Shemekia Copeland bezieht zur aktuellen Rassismus-Debatte im Blues (siehe den Artikel vom 22. März) deutlich Stellung. Gemeinsam mit Kenny Wayne Shepherd veröffentlichte sie den Song „Hit ’Em Back“.
Als „Stimme der Hoffnung und Vernunft in einem zerrissenen Land“ wurde Shemekia Copeland jüngst in bluesnews charakterisiert (Titelstory Ausgabe 104), denn in den Songs auf ihrem aktuellen Album „Uncivil War“ thematisiert sie einmal mehr Missstände wie Gier, Waffengewalt und Rassismus. Dass Copeland mit dem von der Blues Foundation geschasstem Bluesrocker Kenny Wayne Shepherd eine gemeinsame Single aufnahm, lässt mehr als nur aufhorchen. „Es gibt keinen Zweifel, dass es Rassismus in diesem Land und in unserem Geschäft gibt, aber was uns vor allem zusammenbringt, ist die Musik. Die Leute sind wütend und erschaffen manchmal ihre eigenen Agenden, die uns spalten können. Wenn wir zusammenkommen und es um die Musik geht, kann das nur helfen“, so die Sängerin.
Die Definition des Blues hat sich erweitert
Also ergriff Copeland die Initiative und bat zunächst John Hahn, den Text zu schreiben. Anschließend fragte sie Kenny Wayne Shepherd, ob er die Musik dazu komponieren möchte. Der ließ sich nicht zweimal bitten und entwickelte den Song gemeinsam mit dem Produzenten Marshall Altman weiter. Heraus kam die Single „Hit ’Em Back“, die sich gegen die Uneinigkeit sowie Wut im Blues richtet und auf der unter anderem Robert Randolph sowie Tony Coleman (früher Schlagzeuger von B.B. King und Etta James) zu hören sind.
„Ich gebe zu, dass auch ich Teil des Problems war, indem ich Dinge in virtuelle Kisten oder Kategorien steckte, die uns voneinander abgrenzen“, erklärte Shemekia Copeland. „Die Musik entwickelt sich weiter und verändert sich, so dass sich die Definition des Blues selbst erweitert hat. Man kann sagen, ,Das ist der Blues und das nicht‘, ich habe mich dessen auch schuldig gemacht. Aber mittlerweile habe ich erkannt, dass er alles umfasst, von Rock und Folk bis hin zu allem Möglichen. Der Blues ist die Wurzel der amerikanischen Musik.“
Der nach Rassismus-Vorwürfen von den Blues Music Awards ausgeschlossene Kenny Wayne Shepherd stimmt der Herangehensweise zu. „Die meisten Leute, die versuchen zu definieren, was Blues ist und was nicht, machen selbst keine Musik. In dem Moment, in dem man Musik veröffentlicht und sie mit anderen teilt, gehört sie allen. Musik kommt von der Seele und die Seele hat keine Farbe oder Aussehen und es gibt keine Box, in die man sie stecken kann, sie gehört uns allen. Alles, was von echten Musikern aufgenommen wird, die von Herzen spielen, ist unterstützenswert, egal wie man es nennt.“
Erlöse werden gespendet
Der gesamte Erlös von „Hit ’Em Back“ wird an die Music Maker Relief Foundation gespendet. Die gemeinnützige Organisation will die musikalischen Traditionen des amerikanischen Südens bewahren und unterstützt Künstler/innen, die diese Musik spielen, damit deren Stimmen nicht durch Armut zum Schweigen gebracht werden.
Ein ausführlicher Artikel mit vielen Hintergrundinformationen zum Blues-Music-Award-Ausschluss von Kenny Wayne Shepherd wird in der bluesnews-Ausgabe 106 veröffentlicht.
- Dirk Föhrs
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