Monster Mike Welch
Gelernt, wieder nach vorn zu schauen
Zu seinem Spitznamen kam Mike Welch durch Dan Aykroyd. Der Schauspieler, Musiker und Radiomoderator war von den Gitarrenkünsten des damals 13-Jährigen derart begeistert, dass er ihn als „Monster Mike“ bezeichnete. Der aus Boston stammende Musiker etablierte sich schnell in der internationalen Bluesszene, musste zuletzt aber einige persönliche Rückschläge verkraften und bezeichnet seine neueste Produktion „Nothing But Time“ nicht ohne Grund als Comeback-Album.
Es war lange ruhig um Monster Mike Welch. Der mittlerweile 44-Jährige und einstige Wunderknabe der Bluesgitarre hat schwere Zeiten durchlebt. Zunächst musste er den Tod seines musikalischen Duopartners Mike Ledbetter verkraften, der im Januar 2019 plötzlich und unerwartet im Alter von nur 33 Jahren verstarb. „Das hat mich komplett umgeworfen. Ich dachte nicht darüber nach, was es für meine Karriere bedeutet. Ich dachte nur daran, einen Freund verloren zu haben“, sagt Mike Welch rückblickend. Dann kam die Corona-Zwangspause und im weiteren Verlauf der Pandemie eine Long-Covid-Erkrankung, von der sich Welch bis heute nicht vollständig erholt hat. „Covid erwischte mich, als ich nach dem Lockdown gerade wieder mit dem Arbeiten anfing. Es hat mich über ein Jahr lahmgelegt.“ Ein Problem war zudem, dass das Körpergewicht des Musikers im Lockdown ziemlich außer Kontrolle geraten war und er sich einer Magen-OP unterziehen musste. „Danach hab ich 65 Kilo abgenommen. Mir ging es schrecklich. Letztes Jahr gab es Zeiten, da war ich nicht sicher, ob ich lang genug leben würde, um überhaupt noch einmal Musik aufzunehmen.“
Comeback-Album mit 44 Jahren
Als sein Freund und Kollege Kid Andersen ihn darauf ansprach, dass genau das nun der richtige Moment für ein neues Album sei, war nicht wirklich klar, wie gut oder weniger gut Mike Welch das Projekt und die Aufnahmen im März 2023 stemmen würde. „Ich dachte nur, ich muss das machen, um mein Leben zu retten. Aber ohne Kid hätte ich es vermutlich nicht in Angriff genommen“, räumt er ein. Mittlerweile aber ist klar: Die Aufnahmen liefen super. Mit „Nothing But Time“ hat der Gitarrist und Sänger eines der kraftvollsten Alben des laufenden Jahres eingespielt. Außerdem hat er gelernt, wieder nach vorn zu schauen. „Es fühlt sich komisch an, aber das ist nun tatsächlich mit 44 Jahren schon mein Comeback-Album! Es ist meine erste Produktion unter eigenem Namen seit 2007. Ich hab natürlich auf anderer Leute Platten gespielt. Aber das ist mein Comeback als Monster Mike Welch! Und da wollte ich alles reinhauen, was ich kann. Ich wollte mich nicht zurückhalten.“
- Ralf Deckert
- Auszug aus dem Interview in bluesnews 115
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