Pinky hat Pause

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Sue Foley ein Fixstern am Blues­rock­himmel und hat in dieser Zeit gut drei Hände voll an Studioalben eingespielt. Anlässlich der Veröffentlichung von „One Guitar Woman“ spricht sie über dieses besondere Acoustic-Album, mit dem sie sich vor den Pionierinnen der Gitarre verneigt, und äußert sich zu ihrem Buch über Frauen mit Gitarren. Sie eröffnet ihre Sichtweise auf den Blues, auf ihre Idole, aufs Musikgeschäft und wie sie es geschafft hat, mit herzlich wenig Aufhebens um ihre Person in einer männerdominierten Domäne zu bestehen.

Pinky liegt im dunklen Koffer und dürfte ziemlich genervt sein. Die pinkfarbene Telecaster mit Paisley-Muster ist das Rampenlicht gewohnt: Noch vor drei Jahren war sie die Titelfigur eines ganzen Albums, „Pinky’s Blues“. Auch sonst gilt sie als Waffe erster Wahl, wenn Sue Foley in Richtung Studio oder Konzertsaal ausrückt. Der gleichnamige Titelsong der Scheibe, ein wohltemperierter Instrumentalblues mit Texas-Genen, ist eines von Foleys meistgeklickten Stücken auf Streaming-Diensten – sofern man sich auf derartige Qualitäts-Quantifizierungen einlassen möchte. Aber auch so: Pinky, die 88er Paisley-Telecaster, und ihr hohl gurgelnder, warmer Sound gehören zu Sue Foley wie die von Lackschäden gezeichnete, himmelschreiend hergeprügelte 61er Stratocaster zu Rory Gallagher.

Nun steht also eine andere Gitarre im Rampenlicht. Sie ist von nobler Blässe, hat eine weiche, ausgewogene Stimme und versteht sich auf Blues genauso wie auf Folk, Klassik oder Jazz. Sue Foley hält auf ihrem Albumcover eine klassische Spanische Gitarre und traut ihr offenbar ohne Weiteres zu, allein ein ganzes Album zu tragen – ein ganz besonderes noch dazu. Nach über 30 Jahren im modernen Texas-Blues erforscht die gebürtige Kanadierin auf „One Guitar Woman“ die Geschichte von Frauen mit Gitarren. Mehr noch: Sie erfüllt sich damit einen Wunsch, der sie viele Jahre Vorbereitung gekostet hat.

(Auszug aus dem ausführlichen Interview in bluesnews 117).