Toronzo Cannon
Ein Musiker, der den Mund aufmacht und aneckt
Er ist ein Musiker wie ein Kanonenschlag. Bei Toronzo Cannon kann man wirklich festhalten, dass der Name Programm ist. Seit rund acht Jahren steht der Gitarrist und Sänger bei der Edel-Bluesschmiede Alligator unter Vertrag, die im Juni sein sechstes Album „Shut Up & Play!“ veröffentlichte.
Der 56-Jährige ist ein Spätstarter im Profigeschäft und war bereits 22, als er zur Gitarre griff. Zum Blues kam er über Umwege. Erst ab Mitte der 1990er-Jahre wurde Toronzo Cannon als Begleiter von Größen wie Joanna Connor, Tommy McCracken oder Wayne Baker Brooks allmählich bekannter, 2001 gründete er mit Cannonball Express seine eigene Band. Im Alter von 38 Jahren veröffentlichte der in Chicago geborene Musiker in Eigenregie sein Debüt „My Woman“ (TA Records, 2006), gefolgt von den Delmark-Produktionen „Leaving Mood“ (2011) und „John The Conquer Root“ (2013). Anschließend unterschrieb er bei Alligator Records. Nach den CDs „The Chicago Way“ (2016) und „The Preacher, The Politician Or The Pimp“ (2019) kam nun „Shut Up & Play!“ als silberne Scheibe und als LP (gelbes Vinyl) auf den Markt.
Cannons dritte Alligator-Produktion ist ein herausragendes Beispiel für zeitgemäßen Chicago-Blues mit einer ordentlichen Menge Rock- und Hendrix-Magie. Zudem enthält sie viele klare inhaltliche Statements. Denn eins ist offensichtlich: Einfach die Klappe halten und den Blues spielen, das kann einer wie Toronzo Cannon nicht. Auch wenn er daheim mit seiner Sichtweise in der Bluesszene aneckt.
(Auszug aus dem Interview in bluesnews 118)
- Ralf Deckert
- bluesnews 118
- Infos zum Inhalt