European Blues Awards: Dubioses Verrwirrspiel
Lucerne Blues Festival distanziert sich von den Preisen
Dass es sich bei den European Blues Awards (EBA) um arg merk- und offensichtlich auch fragwürdige Preise handelt, war bereits in bluesnews 76 und 80 nachzulesen. Inzwischen darf dem das Attribut „dubios“ hinzugefügt werden. Die Verleihung der diesjährigen Awards soll nach Angaben der Veranstalter in knapp einem Dutzend Kategorien im Rahmen des Lucerne Blues Festivals (11. bis 19. November) erfolgen, was die Luzerner aber dementierten. „Wir distanzieren uns in aller Form von dieser Organisation und finden das Vorgehen gelinde gesagt fragwürdig“, teilte Artistic Director Daniel Mebold auf bluesnews-Anfrage mit. „Die Ankündigung auf der EBA-Homepage, die Bekanntgabe der Gewinner beim Lucerne Blues Festival vorzunehmen, war nie mit uns abgesprochen und schon gar nicht durch uns autorisiert.“
Zwar traf im Sommer eine entsprechende Anfrage von den Organisatoren der European Blues Awards am Vierwaldstätter See ein, was genau dahinter steckt, konnten die Schweizer Veranstalter allerdings nicht herausfinden. Festivalpräsident Martin Bruendler erteilte daher schriftlich eine Absage und empfahl eine Kontaktaufnahme mit der European Blues Union (EBU), damit die Preisverleihung eventuell in Kooperation mit dem europäischen Dachverband stattfinden kann. „Wir haben sie deshalb an die EBU verwiesen, weil wir finden, dass eine gewisse Koordination notwendig ist und ein entstehender Wildwuchs nur verwirrend und in der Konsequenz der Sache nicht dienlich wäre“, so Daniel Mebold.
Verwirrend sind die European-Blues-Awards-Aktivitäten allemal, denn viele Fans und Musiker vermuten aufgrund der Namensähnlichkeit, dass es sich um Auszeichnungen der European Blues Union handelt. Doch der Verband steht in keinerlei Verbindung mit den Preisverleihern, wer genau dahinter steckt, bleibt weiter unklar. Schon vor Veröffentlichung der eingangs erwähnten Artikel hatte bluesnews bei den Organisatoren (die sich aktuell lediglich „Martin and his team“ nennen) mehrfach nachgefragt, unter welchen Kriterien die Nominierungen erfolgen, wer diese vornimmt und aus welchen Personen sich die EBA-Organisation zusammensetzt. „Die European Blues Awards werden zum Teil von Deutschland aus organisiert“, hieß es damals lapidar – alle anderen Fragen blieben unbeantwortet.
Die EBA-Homepage gibt auch nicht viel her, die Preise wurden 1981 von Dietrich Müller und Tall Boy Wilder als Trans European Blues & Jazz Awards ins Leben gerufen, ist dort nachzulesen. Außerdem soll es sich um die „ältesten Genre-Auszeichnungen außerhalb der USA“ handeln, die „den Geschmack des weltweiten Bluespublikums“ reflektieren. Dass Letzteres zutrifft, ist aufgrund des aktuellen Online-Votings höchst fragwürdig. Wer nach der Abstimmung die URL erneut aufruft, kann ein weiteres Mal abstimmen und diese Prozedur offensichtlich unbegrenzt wiederholen – wozu mehrere der Nominierten in ihren Newslettern sogar auffordern. Salopp ausgedrückt: ohne Abstimmungsfleiß kein Bluespreis.
Übrigens ist es nicht das erste Mal, das „Martin and his team“ die Preisverleihung prestigeträchtig im Rahmen eines renommierten europäischen Festivals ankündigen. So sollte die Zeremonie vor ein paar Jahren zweimal im Rahmen des Blues Fest London in der altehrwürdigen Royal Albert Hall stattfinden. Auch dort kamen Martins Preisverleiher nicht zum Zuge.
10.11.2017 • Dirk Föhrs