Gon’ Play It For Lil’ Brother
Die unveröffentlichten Feldaufnahmen von Axel Küstner
Im Spätsommer 2018 erschien die erste von vier Folgen mit bis dato unveröffentlichten Feldaufnahmen von Axel Küstner in der amerikanischen Radiosendung „Big Road Blues“. Es war ein Paukenschlag für die Blueswelt, zumal Küstner selbst in den jeweils zweistündigen Sendungen von seinen atemberaubenden Reisen und Begegnungen berichtet.
Der 1956 geborene Axel Küstner interessiert sich seit 1969 für den Blues und die afroamerikanische Welt; erste Tonaufnahmen entstanden im März 1972. Big Joe Williams und Robert Pete Williams waren im Rahmen des American Folk Blues Festivals nach Bremen gekommen und Küstner fasste sich ein Herz, gelangte in den Backstagebereich. Als Robert Pete Williams das Tonbandgerät sah, mit dem Küstner das Konzert mitgeschnitten hatte, bot er an, etwas zu singen. Big Joe Williams tat es ihm gleich.
Erste USA-Bluesreise im Jahr 1972
Nur wenige Monate später reiste Axel Küstner zum ersten Mal in die USA und traf in Kalifornien den Bluesforscher David Evans sowie den Gründer von Arhoolie Records, Chris Strachwitz. Er hatte zuvor den Mississippi-Bluesveteranen K.C. Douglas angeschrieben. Dieser lud den jungen deutschen Bluesenthusiasten nach Berkeley, Kalifornien, ein, um ihm in seiner Küche über Tommy Johnson zu erzählen und um für ihn zu spielen. Der Grundstein war gelegt in Küstners Leben für den Blues.
In den folgenden Jahren verfolgte er besessen alle Buch- und Plattenveröffentlichungen des Genres und traf Meister wie Little Brother Montgomery, Sunnyland Slim, Louisiana Red, Doctor Ross oder den texanischen Bluespoeten Juke Boy Bonner auf ihren Deutschland-Tourneen, um sie aufzunehmen, zu begleiten und zu fotografieren. Das Fotografieren war ihm inzwischen zu einer weiteren Leidenschaft geworden. Obgleich Küstner Juke Boy Bonner nur über eine Zeitspanne von etwa einem Jahr kannte, hinterließ dieser bei ihm einen bleibenden Eindruck. So erinnert er sich heute gerne an die Situation zurück, als der Musiker spontan einen Blues auf ihn und seinen Kumpel bei einer Autofahrt nach Frankfurt auf der Mundharmonika improvisierte. Ein Ritterschlag für den „White Boy lost in the Blues“. Zum Reisegepäck Küstners zählten inzwischen zwei Sennheiser-Mikrofone und das transportable Uher-Report-Aufnahmegerät.
- Ferdinand Kraemer (Auszug aus dem Artikel in bluesnews 98)
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