Jimmie Vaughan
Dazu bestimmt, Gitarrist zu werden
Jimmie Vaughan kann auf eine über 50-jährige Musikerlaufbahn zurückblicken; die Diskografie unter eigenem Namen blieb allerdings überschaubar. Das komme nicht von ungefähr, gestand der Texaner im bluesnews-Interview ein, denn zehn bis 15 Songs am Stück einzuspielen, könne für ihn durchaus belastend sein. Nach fast zehnjähriger Pause veröffentlichte der Gitarrist/Sänger mit „Baby, Please Come Home“ wieder ein Studioalbum.
Seine musikalischen Ambitionen hatte Jimmie Vaughan 2010 im bluesnews-Interview mit „The sky is the limit“ umschrieben. Der Himmel ist die Grenze, daran hat sich für den mittlerweile 68-Jährigen wenig verändert. Allerdings definiert der Texaner den Gehalt dieser Aussage heute etwas anders: „Ich bin in erster Linie froh, hier auf dieser Erde zu sein, wobei ich nicht genau weiß, wie ich meine Gefühle mit Blick auf meinen kürzlich gefeierten Geburtstag definieren soll. Aber so viel kann ich sagen: Ich habe ein tolles Leben, ich spiele Gitarre, habe eine wunderbare Frau, großartige Kinder – ich bin ganz einfach glücklich!“ Und er schiebt nach, nicht nur für seine Familie mit den 15-jährigen Zwillingstöchtern dankbar zu sein, sondern vor allem auch dafür, jeden Tag Gitarre spielen zu können.
Neues Studioalbum nach fast zehn Jahren
Zu diesen Glücksgefühlen trage auch bei, dass er nach fast zehnjähriger Studioabstinenz mit „Baby, Please Come Home“ ein neues Album am Start habe, mit dem er seine nächsten Konzertaktivitäten angehen könne. „Es ist ja nicht so, dass ich in diesen Jahren überhaupt keine Platten gemacht hätte. Da war ja auch der Livemitschnitt mit meinem Trio“, verweist Vaughan auf das 2017 veröffentlichte Album „Live At C-Boys“. Er könne einfach nicht wie viele andere Kollegen jedes Jahr eine neue Scheibe heraushauen. „Ich weiß nicht, ob das ein Fehler ist, ob es mein Fehler ist. Aber mir ist das einfach nicht wichtig genug. Ich gehe nur ins Studio, wenn mir der Sinn danach steht und wenn ich das Bedürfnis verspüre. Ich lasse mich einfach treiben, und wenn es passiert, passiert es eben irgendwie, wenn sich der entsprechende Hunger einstellt“, beschreibt er es mit einer Metapher.
Ebenso wenig setzt sich Vaughan unter Druck, was das Schreiben eigener Songs angeht. Entsprechender Ehrgeiz ist ihm fremd. „Ich habe ja schon meine letzten beiden Platten, ‚Plays Blues Ballads & Favorites‘ und ‚Plays More Blues Ballads & Favorites‘, nach einem ähnlichen Strickmuster gemacht. Ich habe alte Songs neu aufgenommen, die mir persönlich gefallen. Diesmal sind es aber vorwiegend Stücke, die ich mit meiner Band auch oft live spiele.“
- Philipp Roser (Auszug aus dem Interview in bluesnews 98)
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