King Solomon Hicks
„Blues ist eine Musik, die dich Demut lehrt“
Sein Name macht gerade die Runde, denn er gilt als einer der Hoffnungsträger des Blues. Seine Liebe zur Musik ist groß, sein Talent und Können ebenso. Aber wird sich King Solomon Hicks neben den Platzhirschen in der Branche durchsetzen können? Das Potenzial dazu hat er allemal.
Nachwuchsmusiker/innen haben es im Blues auch heutzutage nicht leicht. Den Damen eröffnen sich in einem immer noch Männer-dominierten Umfeld tendenziell vor allem dann Chancen, wenn sie möglichst kurze Röckchen tragen. Und junge Männer werden im Bluesgeschäft von ihren Entdeckern oft allzu schnell zum Fackelträger für kommende Generationen stilisiert, während ihnen die konservative Bluesgemeinde vorwirft, sie hätten noch nicht genug Leid und Armut auf dem Buckel, um den Blues auch richtig singen und spielen zu können. Dazu kommt, dass sich mit Platten kaum noch Geld verdienen lässt, was die Künstler/innen mehr denn je in eine Endlosschleife aus Tourbetrieb und mehr oder minder schnell hingeworfenen neuen Alben presst, über denen oft genug das Damoklesschwert der Belanglosigkeit schwebt.
Sind das Klischees und Übertreibungen? In der Bündelung vielleicht schon, aber die enge Taktung, mit der im Blues gerade mal wieder Entdeckungen abgefeiert werden, von denen im kommenden Jahr vermutlich viele wieder vergessen sind, muss stutzig machen. Der 1995 geborene Solomon Hicks ist so ein Blueswunder. Er könnte aber dank seines fundierten musikalischen Hintergrunds durchaus das Zeug dazu haben, sich auch auf den großen Bühnen und mit Plattenveröffentlichungen zu etablieren.
Nach der CD „Embryonic“ ?(2010, Cotton Club Records) von Solomon Hicks & The Cotton Club All Stars und dem gänzlich unter eigenem Namen veröffentlichten Longplayer „Carrying On The Torch Of The Blues“ (2015, Organic Recordings) erschien das dritte Album „Harlem“ bei der niederländischen Plattenfirma Provogue Records. Die zählt zur international renommierten Macot Label Group, bei der Branchengrößen wie Joe Bonamassa, Walter Trout oder Beth Hart unter Vertrag stehen. Das lässt hoffen. Und wer mit dem jungen Mann spricht, merkt ebenfalls schnell, dass da einer am Werk ist, der den Blues tatsächlich im Blut hat.
Auftritte im legendären Cotton Club
Anders als junge Blueskünstler wie Christone „Kingfish“ Ingram aus Mississippi oder Marcus King aus South Carolina ist Solomon Hicks kein Sohn des Südens. Er ist in Harlem, New York, aufgewachsen. „New York ist nicht so sehr eine Bluesstadt. Hier regiert eher der Jazz. Du läufst die Straße runter und triffst jemanden wie Wynton Marsalis. Ich liebe das, was Marcus, Kingfish oder auch Joanna Shaw Taylor, die ich sehr verehre, machen. Und ich bin froh, in einer Generation mit ihnen denselben Weg zu beschreiten. Wir bringen den Blues in die 2020er-Jahre. Aber jeder von uns ist doch gleichzeitig ein sehr unterschiedlich klingender Musiker mit einem sehr unterschiedlichen Hintergrund.“
Hicks war in Harlem von klein auf umgeben von Musik. „Meine Eltern haben mich sehr gefördert und zu allen möglichen Konzerten mitgenommen. Meine erste professionelle Chance auf der Bühne habe ich im legendären Cotton Club bekommen, wo ich auch heute noch reguläre Gigs mit den Cotton Club All Stars spiele. Damals war ich 13 Jahre alt. Erst spielte ich einen Song am Abend, dann zwei. Irgendwann stand ich vier Abende in der Woche auf der Bühne und mit 14 war ich mit der Band zum ersten Mal im Studio.“ Außerdem wuchs Hicks in guten Verhältnissen und einer ordentlichen Nachbarschaft auf. „Ein ganz anderes Leben also, als Musiker früherer Bluesgenerationen es hatten. Ich musste mich nicht durch die Hintertür schleichen wie die Musiker vor 60 oder 70 Jahren“, erzählt er.
- Ralf Deckert
- Auszug aus dem Interview (vier Seiten) in bluesnews 101
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