Mary Lane
Grand Lady des Chicagoer West-Side-Blues
Mit 83 Jahren startet Mary Lane noch einmal richtig durch. Ein Dokumentarfilm über ihre seit mehr als 50 Jahren andauernde Karriere wurde kürzlich fertiggestellt, außerdem sorgt die Sängerin mit ihrem neuen Album „Travelin’ Woman“ (Rezension in bluesnews 98) in den USA für Aufsehen.
Kaum ein Motiv ist im Blues präsenter als das Herumziehen auf der Suche nach einem lebenswerteren Ort. Maßgeblich geprägt wurde es zwischen 1910 und 1970 durch die Great Migration, in deren Zuge circa sechs Millionen Afroamerikaner/innen auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen vom ländlichen Süden in den industrialisierten Norden zogen. Darunter auch zahlreiche Musiker/innen, unter deren Einfluss sich Chicago zum bis heute bedeutendsten Hotspot des elektrisch verstärkten Blues entwickelte.
Seit den 50er-Jahren in Chicago aktiv
Auch in Mary Lanes „Travelin’ Woman“, dem Titelsong ihres neuen Albums, spiegelt sich dieses Motiv wider. Doch damit reproduziert die Sängerin nicht etwa nur ein altes Bluesklischee. Vielmehr gehört die inzwischen 83-Jährige zu den wenigen noch aktiven Bluesmusiker/innen, die einst vom Süden nach Chicago zogen und seit den goldenen 50er-Jahren in der dortigen Clubszene aktiv sind. Zwar erfährt Lane dort durch ihre Arbeit Anerkennung und wurde nicht zuletzt auch wegen ihrer bluestypischen Laufbahn von Buddy Guy als „real deal“ bezeichnet, doch sowohl eine große Karriere als Studiomusikerin als auch der internationale Durchbruch blieben ihr bislang verwehrt.
- Dirk Funke (Auszug aus dem Feature in bluesnews 98)
- bluesnews 98
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