Shemekia Copeland
Stimme der Hoffnung und Vernunft in einem zerrissenen Land
Virtuos interpretierte Musik und tiefsinnige Texte gehen bei Shemekia Copeland Hand in Hand. Auf ihrem neuen Album „Uncivil War“ prangert sie unter anderem den Hass und die Spaltung der US-Gesellschaft an. Auch im bluesnews-Interview nahm die Sängerin kein Blatt vor den Mund.
Keine Umwege, bitte: Als Shemekia Copeland im zarten Alter von drei Jahren zu Hause anfing zu singen, war es gleich der Blues. „Ich liebe Gospel und bin damit auch aufgewachsen“, betont die Sängerin im Gespräch mit bluesnews. Anders als viele Blueskolleginnen und -kollegen habe sie aber ihre ersten musikalischen Erfahrungen nicht im Kirchenchor gemacht. Denn als Tochter des großartigen Gitarristen und Sängers Johnny Clyde Copeland (1937–1997) war ihr der Blues quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater stand schließlich auch schon als Teenager auf der Bühne. Der Blues sei jedenfalls von Anfang an ihre Musik gewesen, so die 41-Jährige.
Erste Auftritte im Cotton Club
Ihren ersten Auftritt im berühmten Cotton Club in New York („Wir wohnten direkt um die Ecke, man konnte hinlaufen“), habe sie im Alter von neun oder zehn Jahren gehabt, erinnert sie sich. Nicht ganz freiwillig übrigens, denn die Sache war eine Art Strafarbeit. „Ich war daheim ungezogen. Am Muttertag! Und das sollte dann meine Bestrafung dafür sein. Ich sang zu Hause immer den Song ,Stingy‘ mit meinem Dad. Also hat Mum mich in ein Kleid gesteckt, was überhaupt schon das Schlimmste für mich war. Und dann sind wir in den Cotton Club marschiert. Dad hat mich auf die Bühne geholt und ich musste den Song singen. Ich hatte solche Angst! Aber die Leute liebten es. Jeder liebt es, wenn ein Kind auf der Bühne steht und so einen Song singt, der vielleicht etwas unangemessen ist.“ Denn „Stingy“ handelt von einem Kerl, der zwar süß ist, aber mit seiner Zuwendung für seine Herzdame geizt. Eigentlich also eher eine Frauensache, kein Kinderlied. Aber auf jeden Fall ein Türöffner, denn nach diesem Auftritt bekam Shemekia Copeland ihre eigenen Engagements in Harlems berühmtem Jazz- und Bluestempel angeboten.
- Ralf Deckert
- Auszug aus dem Interview in bluesnews 104
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