Tommie Harris
Der Blues als Lebenselixier
Auch im stolzen Alter von 81 Jahren ist Tommie Harris noch immer in diverse Bandprojekte involviert. Aus der Zusammenarbeit mit den Bluescats resultierte nun nicht nur ein gemeinsames Livealbum, sondern auch der Dokumentarfilm „It’s A Blues World: Eine Begegnung mit Tommie Harris“.
Die Idee zu dieser Doku war Till Brandt, seines Zeichens Kontrabassist der Bluescats, gekommen, nachdem er den bereits seit 1964 in Deutschland lebenden Harris 2017 kennengelernt hatte, als beide bei einem Kneipengig der Kölner Eddie Kold Band im Ruhrgebiet aushalfen. Dass dieses eher zufällige Zusammentreffen bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, macht Brandt in seinen Linernotes zum gemeinsamen Album „Ride With Mule 5: Live At Haus Eifgen“ (Rezension in bluesnews 100) mit den folgenden Worten deutlich: „Die Begegnung mit Tommie Harris hat mich tief berührt. Er hat eine Welt lebendig werden lassen, die ich aus Liedtexten, alten Fotografien und aus Geschichten kannte. Er hat dem Blues ein Gesicht gegeben.“
Als in der Folge dann die Idee für einen Film über Harris immer mehr Gestalt annahm, traf es sich gut, dass der Bluescats-Bassmann seit gemeinsamen Schultagen mit dem Berliner Filmemacher Carsten Does befreundet ist, der auch prompt bereit war, sich mit seinem Know-how in die Realisierung des Projekts einzubringen, dessen Realisierung für Brandt mittlerweile zu einer „Herzensangelegenheit“ geworden war.
Wie jene Welt aussah, die für Brandt in der Person von Tommie Harris lebendig wurde, wird ersichtlich, wenn der 1938 in Bessemer im US-Bundesstaat Alabama geborene Sänger und Schlagzeuger über seine von strikter Rassentrennung geprägte Jugend spricht: „Als Afroamerikaner musstest du im Bus hinten sitzen, da die vorderen Plätze für Weiße reserviert waren. Es gab getrennte Trinkwasserbrunnen für Weiße und Farbige. Und ich bin auf eine Schule gegangen, die nur von Schwarzen besucht wurde.“ Während seiner Schulzeit machte Harris auch seine ersten Gehversuche als Drummer. Dass er in der Schulband und nicht, wie er es vorgezogen hätte, in der Football-Mannschaft landete, hatte er dabei seiner eher schmächtigen Statur zu verdanken.
- Michael Seiz
- Auszug aus dem Interview (vier Seiten) in bluesnews 100
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