Monster Mike Welch
Monster Mike Welch
Nothing But Time
(Gulf Coast Records, 65:21)
CD | Digisleeve/Digifile (4 Seiten)
„Wenn ich schon eine Comeback-Platte aufnehmen soll, dann bitte mit Schmackes.“ So oder so ähnlich wird es Monster Mike Welch durch den Kopf gegangen sein, als er sich zusammen mit Produzent und Multiinstrumentalist Kid Andersen (org, keyb), Bass-Legende Jerry Jemmott, Bob Welsh (pno) und Fabrice Bessouat (dms) an die Aufnahmen von „Nothing But Time“ gemacht hat. Im Studio nahm die Band 13 Titel auf. Andersen holte dann für die Produktion exquisite Gäste dazu, die nachträglich ihre Parts aufnahmen. Wie zum Beispiel Rick Estrin, dessen Harpspiel die super-heiße Version von Robert Johnsons „If I Had Possession Over Judgement Day“ veredelt. Aber im Mittelpunkt stehen trotz der opulenten Produktion, die an Größen wie Electric Flag oder die Paul Butterfield Blues Band erinnert, in allererster Linie die hochexplosive Gitarre und der expressive Gesang von Mike Welch. Der einstige Wunderknabe des Blues spielt und singt sich hier heraus aus den schweren Jahren, die er nach dem Tod von Duo-Partner Mike Ledbetter und seiner eigenen Long-Covid-Erkrankung erdulden musste. „Afraid Of My Own Tears“ zum Beispiel versprüht mehr als acht Minuten reine, instrumentale Spiel- und Überlebensfreude, „I’ve Got Nothing But Time“ belegt, wie gefühlvoll und originär Welch als Sänger zu phrasieren versteht. Und seine Gitarrenarbeit, die häufig von Vorbildern wie Buddy Guy, B.B. und Albert King inspiriert ist, dürfte im elektrischen Blues unserer Tage mit zum Feinsten in Sachen Ausdruck und Können gehören, was man überhaupt zu hören bekommen kann. Monster Mike Welch kennt die Gefühlszustände des Blues in- und auswendig. Und er weiß, wie man sie auf der Gitarre für jeden mitfühlbar und erlebbar macht. Ein packenderes Album dürfte für den Rest des Jahres kaum mehr zu erwarten sein.