Schmutzige Geheimnisse
Julia Schweinberger, Lennart Bedford-Strohm, Friederike Wipfler, Anne Brier
Dirty Little Secrets
(BR-Fernsehen, dreiteilige Dokureihe, ca. 103 Minuten, ARD-Mediathek)
Berthold Seliger gewährte in Büchern wie „Das Geschäft mit der Musik“ oder mit Artikeln in der Zeitschrift „konkret“ Einblicke hinter die Kulissen des Musikgeschäfts. Vertieft wird die Thematik durch diese Investigativ-Recherche des Bayerischen Rundfunks, die sprachlos macht. Der erste Teil der jeweils rund 35-minütigen Dokus beginnt mit einem runden Tisch, an dem weniger bekannte Musiker/innen und kommerziell erfolgreiche Künstler wie Peter Maffay beklagen, von Streaming-Einnahmen nicht leben zu können. Anschließend wird anschaulich erklärt, warum: Den Profit machen die Rechteinhaber und in erster Linie die Plattenfirmen. Die weltweite Musikindustrie lässt angesichts der Verträge mit Spotify und Co. die Sektkorken knallen. Besonders bei den drei größten Labels, den sogenannten „Majors“, gehen die Gewinne durch die Decke. Von den gut 26 Milliarden US-Dollar Umsatz im vergangenen Jahr wurden über 70 Prozent mit dem Musik-Streaming erzielt. Da klingelt die Kasse, denn frühere Kosten für die Herstellung und den Vertrieb von CDs und LPs entfallen.
Dass auch Spotify gut am Streaming verdient, wie sich Playlist-Platzierungen auswirken (bzw. wie man sich diese kaufen kann), welchen Nutzen das hat und wie Ghostwriter am „System Spotify“ mitverdienen, wird unter anderem im zweiten Teil anschaulich erklärt. Während die meisten Künstler/innen mit Cent-Beträgen abgespeist werden, verdient der Marktführer sogar an Aufnahmen von plätscherndem Regen. Mit welchen knallharten Methoden der Ticketanbieter und Veranstaltungsservice Eventim zum Monopolisten der Branche aufstieg, ist Thema des dritten Teils. Wie eine gut laufende Firma von einem Tag auf den anderen verschwinden kann, auch. Dem BR-Recherche-Team gelingt es, die Missstände in der Musikindustrie unterhaltsam, spannend und locker moderiert aufzudecken. Die Doku-Reihe ist noch bis Mai 2024 in der ARD-Mediathek zu sehen. Vielleicht trägt sie dazu bei, dass der ein oder andere Bluesfan sein Kaufverhalten beim Streaming und bei der Ticketbestellung überdenkt.