Was für ein Brett!
Sugar Ray And The Bluetones feat. Little Charlie
Too Far From The Bar
(Severn, 63:56)
Was für ein Brett! Allen Fans des Jump-, Swing- und traditionellen Blues wird allein schon beim Line-up das Herz höherschlagen: Sugar Ray Norcia (Harp, Gesang), Little Charlie Baty (Gitarre), Anthony Geraci (Klavier), Michael Mudcat Ward (Akustikbass) und Neil Gouvin (Schlagzeug) heißen die fünf Herren, die sich mit Duke Robillard als Gastgitarrist und Produzent in Personalunion zu weit von der Bar herumtrieben. Gleich mit dem Opener „Don’t Give No More Than You Can Take“ brennen sie in gebührendem Abstand zu den Zapfhähnen ein leuchtendes Feuerwerk ab. Die Nummer von Lowman Pauling, einst Gitarrist und Songwriter von The „5“ Royales, überzeugt mit unglaublichem Groove als wild tanzbarer Shuffle. Viel besser kann es eigentlich kaum noch kommen. Eigentlich. Denn der Titelsong, geschrieben von Norcia, hat als Uptempo-Jump-Blues noch mehr Druck auf den Kesseln. Auch „My Next Door Neighbor“ (von Jerry McCain), „From The Horses Mouth“ (Anthony Geraci) und das in zwei Versionen vertretene „Reel Burner“ (Norcia) gehen ab wie Schmitz’ Katze. Dazwischen bleibt immer wieder Zeit zum Verschnaufen, denn die Musiker harmonieren auch bei mittelschnellen Titeln und Balladen meisterhaft. Sugar Ray Norcias fantastisches Harpspiel lässt sich besonders bei Sonny Boy Williamsons „Bluebird Blues“ und Walter Jacobs „Can’t Hold Out To Much Longer“ bestaunen, während „What I Put You Through“ von Michael Mudcart Ward als Swing-Blues mit dezenter Jazznote die Gehörgänge umschmeichelt. Besonders tief unter die Haut geht der Slowblues „What I Will Become Of Me“. Die Komposition von Otis Spann setzt Anthony Geracis Pianospiel in Szene, Little Charly Baty steuerte dezente Gitarrenlicks bei und Sugar Ray Norcia seinen hervorragenden Gesang. „Too Far From The Bar“ überzeugt auf ganzer Linie, „Old School“-Sound und Cover/Booklet eingeschlossen. Die Freude über dieses Album wird allerdings getrübt, denn Little Charlie Baty verstarb am 6. März im Alter von 66 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.