Wunderbare Gesamtdynamik
Big Creek Slim
Just Don’t Understand – Live Volume One
(Straight Shooter, 65:49)
Mit sechs Alben hat der Däne Big Creek Slim seit 2012 bereits unter Beweis gestellt, dass er zu den besten Vertretern des traditionellen Blues gehört. Nun legt er mit Nr. 7 ein Livealbum nach, das nicht etwa ein „Best Of“ vor Publikum ist, sondern sich durchweg einem Stil widmet, den der Sänger und Gitarrist mit seinen Tonträgern bislang nur vereinzelt gestreift hatte: den Chicago-Blues. Passend zu seiner ausgereiften Bluesstimme greift Big Creek Slim nicht nur – wie einst schon Howlin’ Wolf – den Charley-Patton-Klassiker „Pony Blues“ auf, sondern befördert auch gleich noch Tommy McClennans „Bottle Up And Go“ in die 50er-Jahre. Mit einem Song von Muddy Waters, einer textlich gelungenen Eigenkomposition und Bo Diddleys „Gunslinger“ geht die Reise durch den Chicago-Blues dann ins folgende Jahrzehnt und endet auf der stilistischen Zeitlinie 1968 mit Magic Sams „What Have I Done Wrong“. Alle Beteiligten – darunter Tomi Leino (g), Peter Nande (hca) und der grandiose Pianist Troels Jensen – bestechen nicht etwa durch bloße Zurschaustellung ihrer hohen technischen Fähigkeiten, sondern vor allem durch Verschleppen und Aufholen von Takten, kurz wie knackig abgefeuerte Läufe sowie Licks und mit einer wunderbaren Gesamtdynamik. So oft wie die hervorragende CD in Gebrauch sein dürfte, stellt sich jedoch die Frage, ob das aus empfindlicher Pappe gefaltete Cover dafür die richtige Wahl war.