Zeitgemäßer Sound
Raphael Wressnig & Igor Prado
Groove & Good Things
(Pepper Cake)
Sleeve | 33 rpm | 180 Gramm | braunes Vinyl
Die Grenzlinie zwischen Blues, Soul und Funk ist dünn. Wer sich unsicher darauf bewegt, kann wie ein unglücklich Liebender schmerzvolle Erfahrungen machen – weil jeder, der sich mit unstillbarem Verlangen in eines der drei Genres vertieft, die anderen sträflich vernachlässigt. Nicht so Raphael Wressnig, Igor Prado und Yuri Prado, die sich auf „Groove & Good Times“ mit traumwandlerischer Sicherheit auf dieser Grenzlinie bewegen, weil sie die groovende Leichtigkeit des Funk mit rohen Blueselementen und tiefgründigem Soul zu einem zeitgemäßen Sound mischen.
Es mag die flirrende Hammond-B3-Orgel von Wressnig sein, die ihren unverwechselbar satten, dunklen Klang einmal leicht wie ein Vogel durch die Luft schwirren lässt und ein andermal wie eine schwere Dampfwalze durch das Soundgefüge schnauft. Hinzu kommt das Gitarrenspiel des Brasilianers Igor Prado, der sich der Hammond nicht unterordnet. Er schreitet die musikalische Grenze wie ein suchender Forscher ab, um immer neue Tiefen und auch Untiefen furioser Riffs und Melodien auszuloten. Der Dritte im Bunde, Schlagzeuger Yuri Prado, agiert bei allem nicht im Hintergrund. Er ist die treibende Rhythmuskraft, die die Plattform für diese dynamische Mischung ist, die sich winden kann und dann doch zu einem brütenden Sound anschwillt.
Der Schlagzeuger ist es dann auch – was ansonsten selten vorkommt –, der in dieses Album in „Kissing My Love“ mit einem flüssigen Beat-Schlag einsteigt, dem sich Gitarre und Orgel wie gute Freunde hinzugesellen. Der nächste Step, „No More Okey Doke“, trägt ein Stück Südstaaten-Blues in sich, der mit einem schreienden Gitarrensolo von Igor Prado gekrönt wird, um von Wressnigs Hammond immer wieder eingefangen zu werden. „Blues & Pants“ fließt wie ein breiter Strom dahin, der sich ganz langsam in „Bring Love“ ausbreitet. Für das einzige Stück mit Gesang lud sich das Trio Sängerin Jenni Rocha ein, die sich wie eine Diva kapriziös hingibt. Eine mit starken Impulsen ausgeschmückte Version des R&B-Songs „Ain’t No Love (In The Heart Of The City)“ wie auch „Crossfire“ reflektieren die weiten Bögen dieser Band. Die LP ist braun meliert, Sound und Pressing sind hochklassig.